Biologische Vielfalt
In den letzten Jahren ist häufig von der beeindruckenden, außergewöhnlichen oder besonders schützenswerten Artenvielfalt von Gebieten bzw. Lebensräumen die Rede. Besonders artenreiche und gleichzeitig bedrohte Ökosysteme werden als „Hotspots“ bezeichnet. Zu den ausgewiesenen Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland gehören auch die Allgäuer Alpen (BfN: www.biologischevielfalt.de/hotspots.html).
Wie viele Arten allerdings wirklich in einem solchen Gebiet leben ist im Grunde unbekannt. Eigentlich immer wird von der Kenntnis weniger Organismengruppen (Taxa), häufig der Höheren Pflanzen und der Wirbeltiere auf die Vielfalt der gesamten Lebensgemeinschaft geschlossen. Und das obwohl zweifellos in fast allen Lebensräumen die wirbellosen Tiere den überwiegenden Teil der Arten stellen (die Vielfalt der Mikroorganismen übersteigt die der Wirbellosen noch, ist aber mit der Artkategorie nur schwer fassbar).
Es ist ein nur selten unternommenes und praktisch unerreichbares Unterfangen alle in einem Habitat lebenden Organismen zu erfassen und insbesondere zu identifizieren. Die Aktionen zum jährlich statt findenden GEO-Tag der Artenvielfalt stellt einen solchen Versuch als Momentaufnahme dar, eher mit dem Ziel der Öffentlichkeitsarbeit als wissenschaftlichen Zielen. Die Erfassung mehrerer möglichst (funktionell) unterschiedlicher Organismengruppen für die Beurteilung der biologischen Vielfalt (Biodiversität) z.B. als Grundlage für Naturschutz-Maßnahmen ist aber dringend geraten (Harry et al. 2019).
Solch einen Multi-Taxa-Ansatz haben wir auch für unsere Untersuchung der Alpe Einödsberg gewählt. Neben der Vielfalt der Flora wurden gezielt auch bodenlebende Gliedertiere erfasst. Und da mit einem Bodenfallenprogramm über sechs Jahre auch noch viele andere Wirbellose gefangen werden und wir während der Aufenthalte im Gebiet weitere Tierarten beobachtet haben, haben wir mittlerweile
für das etwa 100 Hektar umfassende Gebiet der Alpe Einödsberg 1271 Arten nachgewiesen:
647 Gefäßpflanzen-, 53 Wirbeltier-, 38 Hundert- und Tausendfüßer-, 253 Spinnentier-, 122 Käfer-, 129 Schmetterlings-, 7 Ameisen-, 5 Regenwurm- und 12 Enchyträen-Arten.